Der EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens, ein Vortrag des Prof. Dr. Bogdan Murgescu

Ein erster Teil des Vortrages bespricht die historischen Wurzeln und Ursachen der wirtschaftlichen Rückständigkeit Bulgariens und Rumäniens. Der Entwicklungsabstand zu den Kernregionen Westeuropas stammt zwar aus dem Mittelalter, hat sich aber in den letzten zwei Jahrhunderten mächtig vergrößert. Die Versuche die Rückständigkeit zu überwinden haben auch im 19. Jahrhundert, auch in der Zwischenkriegszeit, und auch während dem Kommunismus kläglich gescheitert. Der Vergleich zwischen beiden Ländern erlaubt auch eine bessere Erwägung der wirtschaftlichen Leistung in unterschiedlichen Perioden. Zum Beispiel, Rumäniens Leistung in der Zwischenkriegszeit war wesentlich schlechter als die Bulgariens, während der Zusammenbruch Bulgariens in den 1990er noch größer war als der Rumäniens.



Der zweite Teil des Vortrages untersucht die Erfahrung anderer unterdurchschnittlich entwickelter Beitrittsländer: Irland (Beitritt 1973), Griechenland (Beitritt 1981), Portugal und Spanien (Beitritt 1986). Als sie der Europäischen Gemeinschaft beitraten, hatten diese Länder Bruttoinlandsprodukte pro Kopf Bevölkerung, die etwa 55-70 % des Durchschnitts der damaligen Mitgliedsländer betrugen. Nach dem Beitritt waren diese Länder unterschiedlich erfolgreich in ihrer wirtschaftlichen Nachholjagd: Irland gilt als das erfolgreichste Land (und hat sowohl den EU-Durchschnitt wie auch den Rivalen Großbritannien überholt), an zweiter Stelle rangiert Spanien, während die Erfolge Portugals und Griechenlands bescheidener ausfielen. Die makroökonomische Analyse erlaubt für drei der vier Untersuchungsländer einen Wendepunkt etwa 15 Jahre nach dem Beitritt zu identifizieren. Anhand der existierenden Literatur werden einige der Faktoren des unterschiedlichen Entwicklungserfolges dieser Länder erläutert (Anziehung von Direktinvestitionen, Entwicklung des menschlichen Kapitals, Stärkung der Institutionen).



Im Endteil werden die Entwicklungsperspektiven Rumäniens erwogen, und im Vergleich zu der von der Regierung vor kurzem veröffentlichten Skizze einer Entwicklungsstrategie besprochen.