Radebrechend über Deutschland. Zur deutschlandbezogenen Lyrik Ion Barbus.

Radebrechend uber Deutschland Zur deutschlandbezogenen Lyrik Ion Barbus

II. Teil der Serie ”Deutsch-rumänische Interferenzen

Vortrag von:

Prof. univ. dr. Ioana Craciun, Universität Bukarest, Germanistisches Institut.

Datum: 24. Juni 2021

Uhr: 19.00

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Sowohl die „wilden“ Demokratiejahre der Weimarer Republik, als auch die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur fanden Eingang in gelegentliche Gedichte von Ion Barbu. Es sind Texte, die im kleinen Freundeskreis des Dichters oft einen einzigen Empfänger haben und nicht immer für die Veröffentlichung bestimmt waren, zumal sie äußerst intime, des öfteren köstliche und sogar derbe, obszöne Wertschätzungen enthielten. Fern von jeglicher Hermetik praktizierte Ion Barbu einen poetischen, tagebuchähnlichen Diskurs direkter Reflexion, in seinen gelegentlich ganz in deutscher Sprache verfassten Gedichten über Deutschland, deren Vitalität sich vom Gegensatz zwischen Eigenem und Fremdem nährte, manchmal im überhöhten Lob des eigenen, mal im Bejubeln des Fremden. Diese aus einem intensiv gepflegten interkulturellen Dialog entstandene Poesie entsprach dem ständigen Bedürfnis des Dichters, seine eigene Identität auszudrücken. Prof. Ioana Crăciun Fischer nähert sich dem Thema methodisch, im Bewusstsein, sie betritt für eine literarische Analyse ein begrenztes sprachliches Terrain, denn die zu untersuchenden Texte stellen in erster Linie Lebensdokumente dar.

Univ. Dr. Ioana Crăciun ist Dozentin an der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der Universität Bukarest, wo sie mittelalterliche und zeitgenössische deutsche Literatur und Kultur unterrichtet. Sie ist Autorin zahlreicher Fachstudien, in Rumänien, Deutschland und Österreich erschienen, darunter die Monographien "Mystik und Erotik in Christian Morgensterns Galgenliedern" (Frankfurt am Main, 1987), "Die Politisierung des antiken Mythos in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" (Tübingen , 2000), „Historische Dichtergestalten im zeitgenössischen deutschen Drama“ (Heidelberg, 2008) und „Die Dekonstruktion des Bürgerlichen im Stummfilm der Weimarer Republik“ (Heidelberg, 2015). Ioana Crăciun ist Mitglied des Schriftstellerverbandes, Autorin von zwei Gedichtbänden in deutscher Sprache, von zwei veröffentlichten, bzw. im Theater "Metropolis" in Bukarest aufgeführten Theaterstücken, sowie von zahlreichen literarischen Übersetzungen aus dem Deutschen und ins Deutsche aus Werken einiger Autoren, wie z.B. Tankred Dorst, St. Ludwig Roth, Peter Weiss, Gianina Carbunariu, Coman Şova. Ioana Crăciuns Tätigkeit als Übersetzerin wurde mit dem Preis des Schriftstellerverbandes Bukarest und für die auf Deutsch erschienenen Verse mit dem P.E.N.-Preis des Liechtenstein Clubs ausgezeichnet. Die grafischen Arbeiten von Ioana Crăciun wurden in Heidelberg ausgestellt, ihre Buchillustrationen im Band "Die Liebe ist mein Alltagskleid" des Dichters Coman Şova erschienen in Jena. Ioana Crăciun ist ehemalige Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung, als Anerkennung ihrer Zugehörigkeit zur internationalen wissenschaftlichen Elite.