Kunstausstellung „Keep Forgetting to Forget Me“ von Larisa Crunțeanu
kuratiert von Anja
Lückenkemper
Vernissage: Samstag, den 6. April 2019, zwischen 16:00 - 20:00 Uhr
„Man ist nicht als
Frau geboren, man wird es“ schrieb Simone de Beauvoir vor 70 Jahren in Le
Deuxième Sexe. Frauen sind, so de Beauvoir, von Männern zum „Anderen
Geschlecht“ gemacht worden. Der Mann setzt sich als das Absolute, das Subjekt,
während der Frau die Rolle des Anderen, des Objekts zugewiesen wird. SIE wird
immer in Abhängigkeit von einem ER definiert und kämpft daher mit einem
existentiellen Konflikt: zwischen passiver “femininer” Rolle und eigener
Handlungsmacht.
Ein ähnliches
Gefühl der Entfremdung ist in Larisa Crunțeanus Ausstellung Keep Forgetting to
Forget Me spürbar. Weibliche Identität ist etwas, was nicht selbstverständlich
ist, sondern ausprobiert, einstudiert und performt werden muss. So betrachtet,
navigiert und stellt die Künstlerin (zukünftige) Lebensbedingungen durch eine
feministische Linse vor. Sie setzt die Ausstellung als eine Möglichkeit, um
bekannte Grenzen neu zu verhandeln: als einen Raum für Undefinierbarkeit und
brüchige Identitäten, in dem selbst die Haut, die erste Grenze zwischen dem
Selbst und der Außenwelt, durchlässig erscheint.
Die Figuren, die
den Ausstellungsraum bevölkern, sind niemals eindeutig identifizierbar. Sie
verändern sich, verschleiern oder lösen sich auf, werden getarnt oder
existieren nur mehr als Spur, als leere Aushöhlung, wo sich einst eine Hand
befand. Sie sind jeweils in einem Zustand der Wandlung, im Noch-Werden oder
Nicht-mehr-Sein, aber niemals in einem festen, real-existierenden Zustand.
Crunțeanu schafft einen Moment der Unschärfe, der Mehrdeutigkeit und
Unbestimmtheit. Der Ausstellungsraum ist nicht mehr physischer Ort, sondern
Bewusstseinszustand - düster, zwischen Dunkelheit und Licht.
Keep Forgetting to
Forget Me; „me“ nicht „myself“, ¬denn Crunțeanu bezieht sich nicht auf ihre
eigene Person – obwohl sie alle weiblichen Identitäten in der Ausstellung
performt. Wer das Subjekt ist, das hier vergisst zu vergessen, bleibt jedoch
bewusst im Unklaren. Die Ausstellung umfasst fünf bestehende Werke (zwischen
2013-2018/19) von Larisa Crunțeanu sowie eine kollaborative Arbeit mit der
Künstlerin Sonja Hornung (2015).
Larisa Crunțeanu
(*1986) studierte Fotografie und Film und ist derzeit Doktorandin der National
Arts University in Bukarest. Sie arbeitet zumeist kollaborativ an der
Schnittstelle zu Video und Performance, zwischen Forschung und Spekulation und
kreiert Kontexte zur Entstehung und Organisation neuer Praktiken.
Dieses Projekt
wurde durch die ARAC (Asociația Română de Artă Contemporană) in Zusammenarbeit
mit Anca Poterasu Gallery realisiert und durch die AFCN (Verwaltung des
Nationalen Kulturfonds) kofinanziert.
Mehr Infos hier: https://www.facebook.com/events/600656103771052/?active_tab=about