Die Gruppenausstellung "Hug me Hard: Chapter #1" im RKI Berlin

Die Gruppenausstellung "Hug me Hard Chapter #1" im RKI Berlin

Das Kulturinstitut "Titu Maiorescu" in Berlin freut sich, in seinem Kunstraum, [Ceci n'est pas une] Gallery, und in Zusammenarbeit mit der Galeria Posibilă (Bukarest), die Gruppenausstellung "Hug me Hard. Chapter 1: Alexandra Boaru, Lucia Ghegu, Denise Lobonț", vom 28.04. bis 03.09.2023, zu präsentieren. Die Ausstellung, die zeitgleich mit der Gallery Weekend Berlin öffnet, konzentriert sich auf jungen Positionen aus der zeitgenössischen rumänischen Szene und bringt raumübergreifend und intermedial einen umfangreichen Bestand an Werken zusammen.

Die Eröffnung der Ausstellung wird von einer Live-Performance mit elektronischer Musik des Künstlers Daniel Bucurescu begleitet.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, ist "Hug Me Hard" ein Projekt, das sich mit der Spannung und Ambivalenz der Welt, die uns heute umgibt, beschäftigt. Durch die Überschneidung verschiedener Medien und Materialien – von großformatigen Zeichnungen und taktilen Skulpturen bis hin zu Klangobjekten, Fotografie und Videoarbeiten – nährt sich die Ausstellung aus dem kontrastvollen Aufeinandertreffen von Gegensätzen: das Sichtbare mit dem Verborgenen, Fakten mit Fiktion, die unbeugsame Steifheit mit dem sanft Liebkosenden, das Samtige mit dem Dornenhaften... Wie eine heftige, intensive Umarmung, nach einer langanhaltenden Abwesenheit.

Heute, wo sich Menschen fern und nah an einem scheinbar beispiellosen historischen Wendepunkt befinden, scheint eine Erkundung dessen, was die conditio humana in den Tiefen ihrer Struktur noch definiert, relevanter denn je. Indem sie hochaktuelle Themen des internationalen kuratorischen Diskurses miteinander verbinden, präsentieren die Künstlerinnen einen wichtigen Korpus an jüngeren Arbeiten, die zwischen 2020 und 2023 entstanden sind: dem Zeitraum, der überall mit dem Ausnahmezustand, der Isolation, der Unsicherheit, der Unbeweglichkeit und der Existenzangst gleichgesetzt wurde. Dieses neue Modell der synchronen Zeit, in der wir alle durch gemeinsame, weltumspannende Erfahrungen konvergent geworden sind, rückt eine Reihe von komplementären Fragen in den Vordergrund, die die psychologische Landschaft von „Hug Me Hard“ bilden.

Der situierte Ansatz von Denise Lobonț ist im Lokalen verwurzelt: sie enthüllt das konstruierte Wesen von Realitäten, in denen wir uns verorten, indem sie eine unerwartete Verwundbarkeit hinter der scheinbar abweisenden Rüstung von Männlichkeit aufdeckt. Währenddessen richtet Lucia Ghegu ihren Blick nach innen und erforscht die eindringliche Intimität, die der tiefen gegenseitigen Verflechtung von menschlichen Beziehungen innewohnt. Schließlich geht AlexandraBoaru der Frage nach, was Menschsein in Zukunft bedeuten könnte. Sie führt uns dabei ein spekulatives Universum vor Augen, das erlaubt, die Artengemeinschaft auf dem Planet Erde neu zu denken.

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Die Ausstellung "Hug Me Hard #1" eröffnet eine neue Programmlinie, die darauf abzielt, künstlerische Praxen aufstrebender Künstler*innen, die in Rumänien und/oder Deutschland ansässig sind, zusammenzubringen und zu konfrontieren. Das Ziel dieser Ausstellungsreihe ist es, Positionen und Gesten sichtbar zu machen, die derzeit für die verschiedenen Richtungen der zeitgenössischen Kunst in Rumänien und auch international relevant sind. Das Berliner Publikum soll auf Stimmen aufmerksam gemacht werden, dieauf der Ebene der (inter)nationalen Kunstszene nur unzureichend bekannt sind, aber unbestritten ein kritisches, ästhetisches oder diskursives Potenzial für aktuelle theoretische und visuelle Diskursen aufweisen.

Alexandra Boaru (*1997) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die sich mit Fotografie, Performance und Videokunst beschäftigt. In ihrer Arbeit hinterfragt sie das Konzept des Menschseins und die Auswirkungen, die es in Bezug auf die äußere Umgebung, auf Andere und auf sein eigenes Wesen hat. Eines der Hauptthemen in ihrem Werk ist die Erkundung der Grenzen zwischen dem Menschsein und dem Anderssein, wobei sich die Künstlerin durch ihren eigenen Körper objektiviert. Dabei wird sie gleichzeitig zur Beobachterin und zum Gegenstand der Forschung. Ihre Herangehensweise kann als poetisch bezeichnet werden und ist hauptsächlich von der Literatur des 20. Jahrhunderts und dem Konzeptualismus der 1970er Jahre beeinflusst. Weitere Informationen finden Sie auf ihrer persönlichen Website:https://www.alexandraboaru.com/.

Lucia Ghegu (*1990) studierte Ingenieurwesen, bildende Kunst und Industriedesign. Die Zeichnung war schon immer ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Die Künstlerin wählt dieses Medium als eine Lösung gegen den Trend der Hypertechnologisierung; als unmittelbare, spontane Reaktion, kann diese zur Analyse der Beziehung zwischen sich und der Außenwelt exemplarisch eingesetzt werden. In den letzten Jahren hat sich Lucias künstlerische Praxis auf dem Gebiet des Objektdesigns entwickelt. Die Künstlerin baut Objekte, die zwar den Regeln der Ästhetik folgen, deren Funktionalität jedoch in Frage gestellt wird. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch Dualismul aus: durch die Koexistenz von gegensätzlichen Prinzipien, von Dunkelheit und Licht, von Funktionalität und Nutzlosigkeit. Darüber hinaus tauchen in ihren Werken immer wieder Begriffe wie Zugehörigkeit, Entfremdung, Gemeinschaft und Migration auf. Ihre persönliche Geschichte hat immer die eigene künstlerische Praxis geprägt, so dass ihre Arbeit eine introspektive und radikale Vision ihrer Beziehung zu Familie, zur Heimat, den menschlichen Interaktionen und zur Architektur bieten. Weitere Informationen finden Sie auf ihrer persönlichen Website:www.luciaghegu.com

Denise Lobonț (*1995) lebt und arbeitet in Bukarest. Nach ihrem BA-Abschluss in Bildender Kunst an der Nationalen Universität der Künste in Bukarest (2017) erhielt sie ein Stipendium als Assistentfotografin in Paris. 2020 schrieb sie sich an derselben Universität für den Masterstudiengang in Fotografie und dynamischem Bild ein. 2022 absolvierte sie eine Residenz im Urban Nation Museum für zeitgenössische Kunst in Berlin, wo sie Recherchen über die kritische Rezeption rumänischer Saisonarbeiter durchführte. Die Praxis der Künstlerin ist durch einen dokumentarischen Ansatz zur Geschlechtsidentität motiviert, der darauf abzielt, die Redundanz von Geschlechternormen zu diskutieren. Indem sie Stereotypen aufdeckt, die größtenteils auch heute noch präsent sind, bietet die Künstlerin Gegenerzählungen an, in denen etablierte soziale Konstrukte entlarvt und hinterfragt werden. In ihren Fotografien liegt ein besonderes Augenmerk auf "Macho"-Verhaltensweisen. Indem sie den feministischen Blick als kritisches Werkzeug einsetzt, setzt sich Denise mit dieser tief verwurzelten Mentalität auseinander und untergräbt sie mit neuen und kontrastreichen Assoziationen. Weitere Informationen sind auf ihrer persönlichen Website zu finden:www.deniselobont.com.

Die 2003 von Matei Câlția gegründete Galeria Posibilă ist eine der ersten zeitgenössischen Kunstinitiativen, die im privaten Sektor in Bukarest entstanden sind. Die Galerie versteht sich als wichtiger Ort für die Produktion, Präsentation, Förderung und Diskussion fotografischer Praxen, wobei der Schwerpunkt auf der Untersuchung und Nutzung von Landschaft-Fotografien liegt. Die Galerie unterstützt sowohl künstlerische als auch kuratorische Experimente zu Themen wie Identität, Transformation und Erinnerung. Gleichzeitig wird ein besonderes Augenmerk auf die Förderung des lokalen Kunstverlagssektors gelegt, indem die Produktion von Katalogen und Künstlerbüchern unterstützt wird. Seit ihrer Gründung fungiert die Galeria Posibilă als Plattform für die Unterstützung und Sichtbarkeit (sehr) junger Kunst: Das jährlich organisierte MASTER-Projekt vermittelt aktiv die Produktion von Dissertationen, die sich durch rigorose Forschung und eine überzeugende Vision auszeichnen. Weitere Informationen finden Sie unter:www.posibila.ro sowie auf den Kanälen der sozialen Medien.

Daniel Bucurescu wurde in Berlin geboren und an den Musikhochschulen in Rostock, Genf und Paris ausgebildet. Nachdem er im stART.up-Programm an seine künstlerischen Grenzen gestoßen ist, macht er sich nun entschlossen auf den Weg "raus aus der Komfortzone", zu neuen Ufern. Er jongliert zwischen Konzeption, Organisation, Dramaturgie und Performance und versucht, alles, was er in seiner Ausbildung als klassischer Pianist gelernt hat, zu reflektieren und neu zu denken. Er kreiert interdisziplinäre Projekte mit gesellschaftlichen Bezügen, bringt klassische Musik in neue Kontexte und sucht immer wieder nach neuen transdisziplinären Berührungspunkten. Weitere Informationen finden Sie unter:https://www.danielbucurescu.com.