ALEXANDRA PIRICI. AGGREGATE

ALEXANDRA PIRICI AGGREGATE

Ort: n.b.k., Chausseestrasse 128/129, 10115 Berlin.

Öffnungszeiten: Samstag – Mittwoch 14–18 Uhr / Donnerstag 18–20 Uhr / Montag geschlossen.

Eröffnung: Freitag, 11. August, 18 Uhr.

Kuratorin: Raluca Voinea.

Die erste Einzelausstellung von Alexandra Pirici in Deutschland ist als lebendiges Environment angelegt: Die Ausstellung Aggregatebildet den Rahmen für über 80 PerformerInnen, die zusammen mit den BesucherInnen eine Schwarmbewegung im Raum erzeugen. In ihr nehmen Erinnerungen Gestalt an, die Fragmente eines gemeinsamen Welterbes verhandeln. Pirici nimmt dabei Bezug auf Versuche der Menschheit, wesentliche Aspekte ihres Daseins in Zeitkapseln festzuhalten, wie etwa in Form der „Voyager Golden Records“ der NASA, die ausgewählte Informationen zum Leben auf der Erde anderen, außerirdischen Spezies zur Verfügung stellen sollten.

Pirici thematisiert eine solche „Arche“ als Prozess, in dem Informationen subjektiv selektiert und transformiert werden, welche sich in Kategorien einfügen wie Lebensformen, Sound von der Erde, kulturelle Errungenschaften, wissenschaftliche Techniken und Erkenntnisse, aber auch unbelebte Objekte und Nicht-Einzuordnendes. Die ausgewählten Elemente werden im Prozess ihrer Übertragung redefiniert. In Aggregate passiert dies in einem ständigen Strom der Körper, der die BesucherInnen der Ausstellungen umfasst; durch Inszenierung entstehen und verschwinden ausgewählte, geteilte Erinnerungen aus verschiedenen Kanons und historischen Zeitabschnitten. Dabei adaptiert, vervielfältigt und verstärkt das lebende Environment individuelle und kollektive Vorschläge; Vorgänge und Bilder – sowohl kanonische als auch nicht eindeutig identifizierbare – durchlaufen einen Prozess der Abstraktion, der Verkörperung, Einverleibung und Neuproduktion. Durch die Hybridisierung des Einen mit dem Vielen, wird das, was archiviert wird, erkennbar als grundsätzlich multipel, als stets im Werden begriffen.

Aggregate lädt dazu ein, zu erleben, wie wir unsere Identität im Kollektiv definieren und welche Rolle dabei die selektive Rückbesinnung auf Erinnerungen, die wir für unser Selbst in Gegenwart und Zukunft bewahren möchten, spielt. In der Auseinandersetzung mit Piricis Projekt wird auch die übliche Distanz zwischen Kunstwerk und BetrachterIn dekonstruiert, indem die Masse der PerformerInnen den Raum besetzt und die Bewegung des Publikums anregt und beeinflusst. Der Kunstraum wird hinterfragt und gemeinsam definiert. Die Bewegung zum Kunstwerk hin wird Teil des Werks selbst, indem das Werk aus Bewegung hervorgeht.

Alexandra Pirici (geboren 1982 in Bukarest) lebt und arbeitet in Bukarest. Zuletzt waren ihre Projekte u. a. zu sehen: Berlin Biennale (2016), Tate Modern, London, und Tate Liverpool (2016); Off-Biennale Budapest (2015); Manifesta 10, St. Petersburg (2014); Centre Pompidou, Paris (2014); Van Abbemuseum, Eindhoven (2014); Museum of Modern Art, Warschau (2014); Kunsthalle Fridericianum, Kassel (2014); Venedig Biennale (2013). 2015 erhielt sie den Excellence Award des National Dance Center, Bukarest. In 2017 ist Alexandra Pirici u. a. Teilnehmerin der Skulptur Projekte Münster.

Raluca Voinea (geboren 1978 in Brasov) ist Kuratorin und Kunstkritikerin. Seit 2012 ist sie Co-Direktorin der tranzit.ro Association und koordiniert die Projekte der tranzit.ro Showroom in Bukarest. Voinea ist seit 2008 Co-Redakteurin der Zeitschrift IDEA art + society und Redakteurin der Reihe „Ausstellungen” des IDEA Verlags. 2013 war Voinea Co-Kuratorin des Pavillions Rumäniens bei der 55. Venedig Bienale mit dem ProjektAn Immaterial Retrospective of the Venice Biennale” der Künstler Alexandra Pirici und Manuel Pelmuș.

Ein n.b.k. Projekt in Kooperation mit RKI Berlin. 


ALEXANDRA PIRICI. AGGREGATE