Ort: RKI Berlin
Uhrzeit: 19.30
Die Veranstaltung Jiddisches Theater in Rumänien besteht aus einem Vortrag von Frau Dr. Corina Petrescu von der Universität Mississippi, und aus der Vorführung des Dokumentarfilms „Goldfadens Erbe“, von Radu Gabrea.
In ihrem Beitrag analysiert Dr. Petrescu die Bedingungen, unter denen das jiddische Theater in Rumäniens Hauptstadt Bukarest in der Zeitspanne 1944-1948 versucht hat, sich zu behaupten. Es wird davon ausgegangen, dass die verschiedenen Theatertruppen der Zeit nicht, wie manche Forscher (z. B. Elvira Grözinger und Liviu Rotman) behaupten, in erster Linie der neuen kommunistischen Macht treu zu sein suchten, sondern dass sie Abraham Goldfadens Traum von einem unabhängigen Theater in jiddischer Sprache umzusetzen suchten.
Der Dokumentarfilm „Goldfadens Erbe” ist ein musikalischer Spaziergang durch die Geschichte des jiddischen Theaters. Aus den Weinkellern Moldawiens bis hin zur bekannten New York – Szene führt uns der Autor in die faszinierende Welt der Schauspieler und Musiker.
Dr. Corina Petrescu ist Assistentin bei der Abteilung für Moderne Sprachen der Universität Mississippi. Sie war Stipendiatin des Wissenschaftskollegs Berlin. Ihr erstes Buch, „Against All Odds: Subversive Spaces in National Socialist Germany“, wurde 2010 beim Peter Lang Verlag veröffentlicht. Corina Petrescu unterrichtet und recherchiert in folgenden Bereichen: nationalsozialistisches Deutschland, das Jahr 1988 im rumänischen und deutschen Imaginären, die trans-kulturelle Literatur, die deutsch-jüdischen Beziehung vom 18. Jahrhundert bis heute, das europäische Jiddisch-Theater. Zurzeit arbeitet sie an einem Buch über den Schriftsteller Eginald Schlattner, wobei sie dessen Einstellung aus der Perspektive des Berichtigungsdiskurses analysiert und dessen Beitrag im Prozess der Vergangenheitsbewältigung hervorhebt..
Mit über 20 Spiel- und Dokumentarfilmen ist Radu Gabrea ein wichtiger Vertreter der neuen Linie im rumänischen Film nach 1968. Als sein zweiter Film, Jenseits des Sande, in Rumänien verboten wurde, ging er in die BRD ins Exil. Seit 1998 ist Gabrea wieder in Bukarest als Produzent, Regisseur und Autor tätig. Er unterrichtet ebenfalls an der Hochschule für Theater und Film in Bukarest. Zu seinen wichtigsten Filmen zählen: Zu klein für einen so großen Krieg (1969), Ein Mann wie Eva (1984), Das Geheimnis des Mondtals (1989), Rote Handschuhe (2010), Lindenfeld (2014).