ARTIST TALK IM RAHMEN DER AUSSTELLUNG „PLOTTING THE PATH“

Ort: RKI Galerie, Reinhardtstr. 14, 10117.
Zeit: 27. April, 19.00 Uhr.

Die Kuratorin Ioana Marinescu trifft sich mit den Künstlern George Anghelescu, Adrian Preda, Lea Rasovszky und Ștefan Ungureanu zu einem Gespräch zur Ausstellung „Plotting the Path“.

George Anghelescu (geb. 1985) gestaltet seine Werke als Abbilder seines eigenen Selbst, in dem er mitunter ganz offen zum Selbstporträt greift, zugleich aber die Welt, in der wir leben, und ihre fortschreitende Zerstörung thematisiert. Seine Gemälde sind bildgewordene Gedankencollagen, zusammengesetzt aus anthropologischen, soziologischen und geopolitischen Betrachtungen. In dieser Gleichung stellen Zeichnung und hyperrealistische Darstellung nichts weiter als pragmatische Ausdrucksmittel dar. Anghelescu will in dem Betrachter ein kritisches und zugleich emotionales Denken auslösen und ihn dadurch „aktiv anstoßen, zu versuchen, die Semiotik des Lebens zu entmystifizieren“, erklärt der Künstler in einem Interview. Er selbst habe noch keine Antwort auf diese Fragen gefunden und wolle lediglich auf einen Lösungsansatz hinweisen, den er selbst verfolge. (Text von Ioana Marinescu)

Adrian Preda (geb. 1985). Ein zentrales Thema für den Künstler ist das Verhältnis zwischen dem Menschen und den anderen Arten des Tierreichs, das bestimmend ist für die Entwicklung des Menschentiers, von der Herstellung von Werkzeugen und Waffen bis hin zu spirituellen und künstlerischen Ausdrucksformen. Preda erforscht auch Natur und Weltraum in ihrer Gesamtheit, aus Interesse an Wachstums- und Evolutionsmustern. „In meiner Kunst gilt mein Hauptaugenmerk einer Gesamtansicht der Evolution und damit den Phänomenen, die in der Geschichte und der Natur als Ganzes auftreten“, erklärt Preda. Diese Gedanken fanden in Gemälden und Objekten Niederschlag, die in Einzel- und Gruppenausstellungen sowohl in Rumänien als auch im Ausland gezeigt wurden.

Lea Rasovszky (geb. 1986) bedient sich der visuellen Klischees der Popkultur und offenbart dadurch ihren morbiden, faulen Glanz und ihre abgestandene und dennoch aufständische Kraft. Der heutige Zustand der Popkultur ließe sich wohl mit einem ihrer Titel von 2012 umschreiben: Melancholia of Glory. So lässt sich Leas Werk weder in die Nachfolge der „ersten Welle“ der Pop-Art einordnen, noch in die zeitgenössische „zweite Welle“ mit Vertretern wie Jeff Koons oder Takashi Murakami. Die Energie ihrer Werke könnte eher mit der rauen, aber kontrollierten Wucht Raymond Pettibons in Verbindung gebracht werden, der die schonungslosen Albumcover der Hardcore-Punk-Band Black Flag entwarf, oder mit den Arbeiten von Tony Oursler, die die Problematik des Seltsamen im Unbewussten der Konsumgesellschaft des 20. Jahrhunderts verhandeln. Beide Künstler könnten der Pop-Art zugeordnet werden, jedoch nicht im Sinne einer Bejahung, sondern eher einer „kritischen Assimilation“. Es ist äußerst wichtig, dass der Geist dieser postrevolutionären, nichtutopischen reneg-art von jungen Kunstschaffenden aus anderen geografischen Regionen weitergeführt und -entwickelt wird. Lea Rasovszky könnte eine von ihnen sein. (Ausstellungstext von Dr. Jörg Scheller)

Ștefan Ungureanu(geb. 1984) interessieren die Mechanik und Dynamik sich ausdehnender Welten, für die der Ort des Experiments oder das Anthropozän (vom Einfluss des Menschen auf den Planeten gekennzeichnetes Erdzeitalter) Bezugspunkte darstellen. Seine Bilderwelten setzen sich aus einer Art pseudowissenschaftlichem artistic research zusammen, beeinflusst von den Erkenntnissen von Bruno Latour, Jordan Peterson oder Robert Sapolsky. „In jedem Werk versuche ich, ein Universum mit tausend Regeln darzustellen. Das ist keine Sache von Tarnung, sondern das Ergebnis dessen, dass ich meine Arbeiten mit einer hohen Dichte an Informationen versehe. Es darf nicht nur ein Bild sein. Und sich auch nicht nur auf das beschränken, was man innerhalb von einer Sekunde im ersten layer erkennt“, erklärt der Künstler. Seit 2016 promoviert Ungureanu an der Bukarester Kunsthochschule unter der Betreuung von Prof. Dr. Dragoș Gheorghiu über Kartierung als visuelles und konzeptuelles Mittel in der zeitgenössischen Kunst. (Text von Ioana Marinescu)

Ioana Marinescu (geb. 1988), Kunsthistorikerin und Kuratorin. Zu ihren wichtigsten Projekten zählt ihre Forschung zum Leben und Werk von Nicolae Comănescu und den neuen Mitteln, die zeitgenössische Künstler in ihren biografischen Darstellungen verwenden (Abschlussarbeit unter der Betreuung von Prof. Dr. Adrian Guță). Diese konkretisierte sich in der Kuratierung der Ausstellung Ordeful, mezanplasul și harneala in der Galerie H’art Appendix und der Herausgabe des Katalogs I Can See No Revolution (Pandora M Verlag, Verlagsgruppe Trei, Bukarest, 2016). Derzeit promoviert Marinescu an der Bukarester Kunsthochschule unter der Betreuung von Prof. Dr. Ruxandra Demetrescu zu Biografien von Künstlerpaaren. Sie hielt Seminare zu den Themen Kunst, Technologie und Design in Osteuropa (Dr. Irina Cărăbaș) und Zeitgenössische rumänische Kunst (Prof. Dr. Adrian Guță) am Kunstgeschichtlichen Institut der Bukarester Kunsthochschule ab. Ihr jüngstes Projekt war die Kuratierung der Ausstellung zur Veröffentlichung des Künstlerbuches Ștefan Ungureanu Ant Generated Future (Pandora M Verlag, Verlagsgruppe Trei, Bukarest, 2017).

Veranstaltung in englischer Sprache. Eintritt frei.